Venus vor der Sonne
In Wuppertal "berührte" die Venus am 8. Juni die Sonne um 7:20 Uhr von außen, war dann um 7:40 Uhr ganz auf der Sonnenscheibe und in der Mitte, sozusagen dem Höhepunkt des Vorbeigangs
Der Venustransit ist ein extrem seltenes Ereignis, das bisher kein jetzt lebender Mensch gesehen hat
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Die Venus am 8. Juni 2004 um 9.17 Uhr. |
Wenn die Venus exakt zwischen Erde und Sonne steht, heißt das Venustransit. Den letzten Transit gab es am 6. Dezember 1882 und war zu Beginn in Europa sichtbar. Und weil das 122 Jahre her ist, hat ein solches Ereignis kein heute lebender Mensch gesehen. Es gibt folglich auch keine Fotodokumente oder moderne Untersuchungen. Am 8. Juni 2004 war ein Venustransit erstmals wieder vollständig sichtbar, von Anfang bis Ende. Der Wuppertaler Physiker Prof. Dr. Ronald R. Frahm machte aus dem Venustransit ein großes Event, an dem 350 Menschen teilnahmen.
In Wuppertal "berührte" die Venus am 8. Juni die Sonne um 7:20 Uhr von außen, war dann um 7:40 Uhr ganz auf der Sonnenscheibe und in der Mitte, sozusagen dem Höhepunkt des Vorbeigangs, um 10:22 Uhr, gerade noch vollständig auf der Sonne um 13:04 Uhr, kompletter Austritt und damit Ende der Veranstaltung war um 13:23 Uhr. Der nächste Transit findet am 6. Juni 2012 statt, ist aber in der Schlussphase in Europa kurz sichtbar. Auch mit den weiteren, besser: ferneren Terminen kann Prof. Dr. Frahm aufwarten: 11. Dezember 2117 (nicht sichtbar), dann am 8. Dezember 2125 (Beginn sichtbar), schließlich am 11. Juni 2247 (vollständig sichtbar, was in fast 500 Jahren, nämlich 2490 und 2498 ebenfalls wieder der Fall sein wird…
Das spektakuläre galaktische Ereignis war von Europa aus, also auch von der grünen Wiese des Campus Grifflenberg der Bergischen Uni aus, mit Schutzbrille auch ohne Teleskop direkt zu sehen, nämlich als kleiner schwarzer Fleck vor der Sonnenscheibe. Dazu muss man wissen. Die Erde hat einen Durchmesser von 12.756 km, Venus von 12.100 km – Erde und Venus sind also praktisch gleich groß; die Erde erscheint also von der Venus aus nicht größer also umgekehrt.
Der Planet Venus war während der letzten Monate der dominierende "Stern" am Westhimmel, der so genannte "Abendstern", und ist nach Sonnenuntergang hell zu sehen. Sie geht aber derzeit immer kürzer nach der Sonne unter. Sogar aus der Stadt war sie in der letzten Zeit (oft als einziger) "Stern" deutlich zu sehen.
Am 8. Juni zog die Venus an der Sonne in der "unteren Konjunktion" vorbei, wobei sie normalerweise nördlich oder südlich an der Sonne vorüber läuft. Nur diesmal, erstmals wieder nach 122 Jahren, geschah dies "nahe" genug der Bahnebene der Erde, so dass sie vor der Sonne sichtbar wurde. Sie war dabei etwa 43 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und 109 Millionen Kilometer von der Sonne. Die Erde ist mit 152 Millionen Kilometer sogar etwas weiter von der Sonne entfernt als im Winter (die Neigung der Erdachse macht unsere Jahreszeiten, nicht die Entfernung von der Sonne!).
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Der Campus Grifflenberg am 8. Juni: Riesen-Andrang am Teleskop - Wartezeiten waren unvermeidlich... |
Nach dem Venustransit wird die Venus jetzt als "Morgenstern" vor der Sonne am Osthimmel aufgehen, braucht aber bis zum letzten Monatsdrittel, um genügend vor der Sonne aufzugehen, um gut beobachtbar zu werden.
Wichtig als Motivation für die Beobachtung ist auch, dass viele wichtige Grundgrößen astronomisch bestimmt wurden - z.B. die Lichtgeschwindigkeit mit Hilfe der Jupitermonde. Außerdem werden im Studium natürlich auch optische Geräte wie Teleskope besprochen - und dazu sollte man mal durch eins gesehen haben. Darüber hinaus ist es für Studenten (und Schüler) wichtig, dass sie verstehen, wie Elementargrößen absolut vermessen werden können - vom Sonnenabstand hin zum Abstand von Atomen.
Bei strahlendem Sonnenschein ohne eine einzige Wolke erschienen auf der Wiese an der Gaußstraße rund 350 Menschen aus der ganzen Bergischen Region. Wartezeiten an den von Prof. Dr. Frahm und seinem Team aufgebauten Teleskopen von bis zu einer halben Stunde wurden mit angeregten Diskussionen in der Warteschlange gern in Kauf genommen. Die Helfer aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Frahm hielten volle sechs Stunden in prallster Sonne aus, justierten die Teleskope nach und antworteten auf viele Fragen. Gäste und Veranstalter waren begeistert, dieses seltene Ereignis persönlich beobachtet zu haben.
Erschienen am: 09.06.2004
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