Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf:

Wuppertaler Studie untersucht, wie digitales Lernen gelingen kann (21.5.2021)

Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf:
Wuppertaler Studie untersucht, wie digitales Lernen gelingen kann

Digitaler Unterricht ist in der Corona-Pandemie eine Notwendigkeit geworden. Doch aktuelle wissenschaftliche Analysen und Studien zeigen, dass vor allem Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Lernen und in der emotional-sozialen Entwicklung dadurch erhebliche Nachteile in ihrer akademischen und sozialen Partizipation in der Schule entstehen. Wie man diese systematische Benachteiligung beim digitalen Lernen reduzieren kann, erforschen nun Wissenschaftler*innen um den Sonderpädagogen Prof. Dr. Gino Casale von der Bergischen Universität Wuppertal. Das EU-Projekt „Supporting Successful Learning in Digital Learning Environments” (SLIDE) wird vom Pädagogischen Austauschdienst in der Kultusministerkonferenz mit rund 253.000 Euro gefördert.

Projektleiter Prof. Dr. Gino Casale
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Foto Friederike von Heyden

Schulen standen und stehen vor der Herausforderung, ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag auf Distanz durch digitalen Unterricht nachzukommen. „Doch es hat sich gezeigt, dass insbesondere Schüler*innen mit sonderpädagogischen Förderbedarfen im Lernen und in der emotional-sozialen Entwicklung bzw. mit bedeutsamen Lern- und Verhaltensschwierigkeiten eine vulnerable Gruppe im digitalen Lernen darstellen, da ihrem Recht auf Bildung nur bedingt entsprochen wird und sie insgesamt weniger Unterstützung und Feedback von ihren Lehrkräften wahrnehmen“, erklärt Prof. Dr. Gino Casale (Arbeitsbereich Methodik und Didaktik in den Förderschwerpunkten Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung).

Lehrkräfte führen dies vor allem auf Probleme in der Selbstregulation und der Lernmotivation sowie auf unzureichendes technisches Wissen der Schüler*innen zurück. „Gleichzeitig birgt das digitale Lernen aber auch enorme Potenziale für Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten, da es flexible und individuelle Lern- und Unterrichtsformen ermöglicht und wirksam Lernleistungen verbessern kann. Diese Potenziale und Wirkungen entfalten sich allerdings nur dann vollumfänglich, wenn das digitale Lernen systematisch und möglichst ganzheitlich in die schulische Lernumgebung integriert ist“, so Casale.

Mit SLIDE wollen die Wissenschaftler*innen diese Barrieren adressieren und damit den Lern- und Entwicklungserfolg aller Schüler*innen, aber insbesondere derjenigen mit bedeutsamen Lern- und Verhaltensschwierigkeiten, ermöglichen. „Ziel ist die Entwicklung eines app-gestützten Leitfadens, der bei der Schaffung einer digitalen Lernumgebung helfen soll, die zum einen die individuellen Eigenschaften der Schüler*innen explizit berücksichtigt und sie zum anderen in den für digitales Lernen erforderlichen Schlüsselkompetenzen fördert“, sagt Gino Casale. Damit wollen er und sein Team die inklusive Bildung aller Schüler*innen in digitalen Lernumgebungen auch nach der COVID-19-Pandemie ermöglichen.

Projektpartner sind N.E.T. – Networking Education and Training Associazione Culturale aus Italien (zuständig für die Vernetzung mit Stakeholdern und Praxispartnern), das zyprische CSI – Center for Social Innovation LTD (vor allem für die technische Umsetzung der Website und APP), die italienische Università degli Studi Gabriele D’Annunzio di Chieti – Pescara (erweitert die sonderpädagogischen Inhalte um neuropsychologische Grundlagen im digitalen Lernen) sowie Agrupamento de Escolas de Aljustrel aus Portugal (Verbund an Förderschulen, der sich um die praktische Validierung der Konzepte kümmert). Insgesamt ist eine enge, ko-konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten geplant. Regelmäßige Projektgruppentreffen sollen mindestens zweimal jährlich an verschiedenen Standorten stattfinden. Die erarbeiteten Konzepte werden durch alle Standorte praktisch erprobt und bezüglich der Wirksamkeit wissenschaftlich evaluiert.

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