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Rekord-Doktorvater

Physiker Prof. Dr. Jürgen Drees ist Rekord-Doktorvater. Heute nahm er seine 66. und damit letzte Promotion ab

Am Montag (15. Dezember 2003) promoviert der Dipl.-Physiker Martin Siebel im Fach Physik der Bergische Universität. Siebel ist (vorläufig) letzter von insgesamt 66 Wuppertaler Doktoranden, die von dem Experimentalphysiker Prof. Dr. Jürgen Drees betreut wurden. Damit ist Prof. Dr. Drees, der auch als "Vater der Wuppertaler Physik" bezeichnet wird, der absolute Rekord-Doktorvater der Bergischen Universität. Martin Siebel (33) ist gebürtiger Wuppertaler und machte 1990 am Carl-Fuhlrott-Gymnasium Abitur. Seine Doktorarbeit erhielt von Gutachtern und Promotionsausschuss das Prädikat "summa cum laude".

Martin Siebel promovierte mit einem Thema über Untersuchungen zur starken Wechselwirkung basierend auf Daten des DELPHI-Experiments am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf ("Kohärente Teilchenproduktion in Dreijetereignissen der Elektron-Positron Annihilation"). Der erste Doktorand der Gruppe von Prof. Dr. Drees war Bernd Gerhard, der im Februar 1980 mit einem Thema zur Elektronenstreuung an Protonen promovierte. Die Messungen wurden am Elektronensynchrotron der Universität Bonn durchgeführt, für dessen Aufbau Drees während seiner dortigen Assistentenzeit mitverantwortlich war.

Prof. Dr. Drees kam wenige Wochen nach Gründung der Hochschule im November 1972 nach Wuppertal und war maßgeblich daran beteiligt, den Fachbereich Physik aufzubauen. Sein eherner Grundsatz von Anfang an: Bei allen physikalischen Diplom- und Doktorarbeiten sollte unbedingt erreicht werden, dass die in Wuppertal unter seiner Leitung angefertigten Arbeiten jedem internationalen Qualitätsstandard standhalten konnten und können.

Die Voraussetzungen hierfür waren auch gegeben. In der Anfangsphase wurden insgesamt sechs Promotionen mit Themen zur Elektronenstreuung bearbeitet. Das war damals ein hochaktuelles Gebiet. Kurz vorher war in den USA am Stanford Linear Accelerator Center (SLAC) durch Streuung von Elektronen an Protonen gezeigt worden, dass die Urbausteine der Materie im Universum die Quarks und nicht die Protonen und Neutronen sind. An diesen Messungen war Prof. Drees beteiligt. Für die Entdeckung der Quarks wurde später den drei Leitern des Experiments, Prof. Dr. Taylor, Prof. Dr. Friedman, und Prof. Dr. Kendall der Nobelpreis für Physik verliehen.

Bereits während seiner Zeit an der Universität Bonn (sein eigener Doktorvater war der Physik-Nobelpreisträger Prof. Dr. Wolfgang Paul) hatte Drees sich an der Vorbereitung für ein großes experimentelles Programm am damals geplanten so genannten Super-Proton-Synchrotron (SPS) am internationalen Forschungszentrum CERN in Genf beteiligt, den später berühmt gewordenen Experimenten der Europäischen Müon Kollaboration (EMC). Ziel war u.a. die Erforschung der innersten Struktur der Materie und der Kräfte, welche die Quarks im Inneren der Atomkerne zusammenhalten. Nach dem Wechsel nach Wuppertal wurden die Arbeiten am Aufbau des EMC Detektors und an der Vorbereitung der Datennahme und Auswertung noch verstärkt.

1981 begann Prof. Dr. Drees mit der Arbeit an der Vorbereitung für ein neues experimentelles Programm an dem größten damals geplanten wissenschaftlichen Projekt, dem CERN Elektron-Positron Speicherring LEP. Dieser Beschleuniger wurde in einem neu errichteten ringförmigen Tunnel bei Genf mit einem Umfang von 27 Kilometern gebaut! Wichtigstes wissenschaftliches Ziel war diesmal die Erforschung der im Universum herrschenden Kräfte und ihrer Gesetzmäßigkeiten. In den folgenden Jahren beteiligte sich seine Gruppe am Aufbau des DELPHI Detektors, eines der vier LEP-Detektoren, und es konnten neue Doktorarbeiten vergeben werden. Die erste in Zusammenhang mit dem DELPHI Projekt abgeschlossene Wuppertaler Promotion stammt von 1988.

Der LEP Speicherring ging 1989 in Betrieb und beendete seine Datennahme im November 2000. Während der zwölfjährigen Messzeit waren Wuppertaler Doktoranden an Betrieb und Wartung des Detektors, an der Datennahme, an Entwicklung und Verbesserung der Analyse- Software und an der wissenschaftlichen Auswertung der Daten beteiligt. Wuppertaler Physiker haben so entscheidende Beiträge zum DELPHI Experiment geleistet. Die DELPHI Daten enthielten soviel Information, dass die Auswertung noch einige Jahre nach Abschluss der Datennahme am CERN fortgeführt wurde.

Die experimentellen Programme am CERN in Genf finden unter internationaler Beteiligung statt. Das bedeutet unter anderem, dass dort auch Studenten und Doktoranden von Universitäten der meisten europäischen Länder, aber auch aus den USA arbeiten. Alle Doktoranden mussten regelmäßig vor der Kollaboration über ihre Beiträge zum Experiment und ihre Beteiligung an der Entwicklung der komplexen Analyse-Software berichten. Jeder konnte sich auf diese Weise jederzeit ein Bild über die Qualität und Bedeutung der eigenen Beiträge machen. Bei der großen Anzahl der wissenschaftlichen Aktivitäten weltweit ist das ein entscheidender Gesichtspunkt. Viele der wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse der Europäischen Müon Kollaboration und später des DELPHI Experiments basieren auf Doktorarbeiten nicht nur Wuppertaler Physiker - die interessanten wissenschaftlichen Arbeiten am CERN und die guten Möglichkeiten der Wuppertaler Gruppe um Prof. Dr. Drees und Prof. Dr. Karl-Heinz Becks zogen auch viele Doktoranden an, die nicht in Wuppertal studiert hatten.

Prof. Dr. Drees resümierend: "Der wichtigste Aspekt bei der Vergabe von Doktorarbeiten war für mich stets die wissenschaftliche Relevanz. Es sollte sich immer um Arbeiten im Bereich der Spitzenforschung handeln. Ich habe immer darauf geachtet, dass unsere Konkurrenz nicht vor uns liegt." Doktoranden hatten und haben in der Regel halbe (und zeitlich befristete) Stellen, die überwiegend aus Drittmitteln finanziert wurden und werden. So warb Prof. Drees mehr als 30 Jahre lang - über den Zeitpunkt seiner Emeritierung hinaus - jährlich rund 1,5 Millionen Mark ein, aus denen die Doktorandenstellen der diplomierten Physiker finanziert wurden.

Es gab aber auch noch andere Gesichtspunkte. Durch die Arbeit in einem internationalen Umfeld konnten seine Doktoranden viele für ihre spätere berufliche Tätigkeit wichtige zusätzliche Kenntnisse sammeln. Nebenher lernten sie, ganz selbstverständlich Vorträge in Englisch zu halten und wissenschaftliche Veröffentlichungen zu schreiben. Viele der ehemaligen Doktoranden arbeiten heute an internationalen Forschungseinrichtungen oder an Universitäten, u.a. auch am CERN. Die meisten sind im Bereich der Industrie und Wirtschaft tätig. Einige arbeiten als selbständige Unternehmer. Ausnahmslos haben alle nach Abschluss ihrer Dissertation eine ihrer Ausbildung entsprechende Stelle gefunden.

1983/84 lagen Prof. Dr. Drees, der im Wintersemester 2000/2001 emeritiert wurde, kurz hintereinander zwei Rufe an die Universität Heidelberg und dann an die Universität Bonn auf den Lehrstuhl seines Doktorvaters Prof. Dr. Paul vor. Beide Male entschied sich Prof. Dr. Drees für den Verbleib an der Bergischen Universität.

 
Unter den letzten vier Doktoranden von Prof. Dr. Drees waren allein drei Wuppertaler: Neben der gebürtigen Berlinerin Dr. Anette Behrmann die Physiker Dr. Uwe Müller (33, Abi 1990 am St.-Anna-Gymnasium), Dr. Wolfgang Liebig (29, Abi 1993 Abi am Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium) und jetzt Martin Siebel.

 

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