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Noch einer der ersten Stunde

Otto Pitsch war 26 Jahre lang Vorsitzender des Personalrates der Universität. Jetzt geht er in den Ruhestand - so ausgeglichen, wie er sein Amt geführt hat

Dank und Anerkennung für eine lange Amtszeit: Otto Pitsch (Mitte) mit Rektor Prof. Dr. Volker Ronge und Kanzler Hans-Joachim von Buchka.

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Die Uni ist in die Jahre gekommen, was man auch daran merkt, dass immer wieder Menschen ausscheiden, die lange dabei waren. Jetzt geht Otto Pitsch, eine Institution. Er war sage und schreibe 26 Jahre lang Vorsitzender des Personalrates der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit 63 und ein paar Gequetschten tritt Otto Pitsch zum Ende der Wahlperiode des Personalrates am 30. Juni in den Ruhestand.

Ehrenvoll macht er damit Platz für die Nachfolge, denn fraglos hätte er auch weitermachen und aus dem Amt nach etwas mehr als einem Jahr ausscheiden können, mit 65 dann. Aber das hätte er wohl gegenüber seiner designierten Nachfolgerin Monika Schiffgen nicht so gern gemacht und auch für sich nicht.

Otto Pitsch geht fröhlich, das merkt man ihm an und dass er weiß, was er geschafft hat. Und weil der Autor seine komplette Amtszeit miterlebt und beobachtet hat, ist dieser Beitrag zwangsläufig persönlich eingefärbt - dies als Entschuldigung vorab, sollte der Text über Otto Pitsch streckenweise zur Eloge werden.

Fast drei Jahrzehnte für 750 Kolleginnen und Kollegen in einem - zugegeben überschaubaren - Betrieb als Personalratsvorsitzender arbeiten, das muss man erst einmal nachmachen. Es könnte sein, dass eine so lange Amtszeit auch innerhalb der Gewerkschaft, hier der ÖTV, heute ver.di, im Rekordbereich liegt. Er war ja nicht einmal Gewerkschaftsmitglied, dieser Otto Pitsch, als er 1975 angegangen wurde, für den Personalrat zu kandidieren. Kurz nach Gründung der Hochschule hatte er von der Stadtverwaltung Wuppertal zur Hochschulverwaltung gewechselt, wo er nach kurzer Zeit im Studentensekretariat im Baudezernat für die Liegenschaften zuständig war, die überwiegend just erst entstanden. Pitsch sagte zu, konkurrierte gegen einen Kollegen, und gewann. Ab September 1978 war er freigestellter Personalratsvorsitzender der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter, inzwischen ein Mann der ÖTV.

Wissen muss man: Personalrat, so heißt im öffentlichen Dienst, was in der Wirtschaft Betriebsrat heißt. Der Personalrat arbeitet nicht auf der Grundlage des Betriebsverfassungsgesetzes, sondern auf der des Landespersonalvertretungsgesetzes (LPVG). Da gibt es Unterschiede, aber die sind hier nicht so wichtig. Otto Pitsch ist Beamter, und in der "Drei-Klassen-Gesellschaft" des Öffentlichen Dienstes - Beamte, Angestellte, Arbeiter - darf einer wie er bei Personalratswahlen, wie sie auch jetzt wieder anstehen, nur von den Beamtenkollegen gewählt werden; das nennt man Gruppenwahl. Und: "Nichtwissenschaftlicher Personalrat" ist eben derjenige der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter der Universität, die anderen sind wissenschaftliche Mitarbeiter, und die haben ihren eigenen Personalrat, was komplizierter klingt, als es ist, nur sind die Universitäten eben die einzigen Einrichtungen hierzulande, die gleich zwei Mitarbeitervertretungen haben.

Otto Pitsch hat nie den Beamten herausgekehrt und schon gar nicht den von gestern. Er hat allerdings zeit seiner langjährigen Tätigkeit stets mit einem herausgehobenen Beamten die laufenden Themen und Konflikte abarbeiten müssen, dem die bekannten preußischen Tugenden, die heute als altmodisch gelten, ähnlich eigen waren, mit Gründungskanzler Dr. Klaus Peters. Der war sein und des Personalrates partnerschaftlicher Kontrahent. Aber ging einmal eine strittige Sache bis vors Verwaltungsgericht, dann fuhren beide gemeinsam im Dienstwagen hin und haben sich auf der Fahrt vermutlich über ganz etwas anderes unterhalten.

So hat Otto Pitsch sein Amt verstanden und geführt: Konsequent als Vertreter der Interessen der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter in Hochschulverwaltung, Fachbereichen und Zentralen Einrichtungen, aber stets auf Ausgleich bedacht und auf unspektakuläre Weise konfliktlösend, ein ruhender Pol mit der Verlässlichkeit eines Schweizer Uhrwerks, uneitel, was in solchen Ämtern eher selten ist, die Interessen der Menschen, aber auch die Interessen des Betriebs Universitätsverwaltung und Universität schlechthin immer vor Augen. In weitere Ämter wurde Otto Pitsch, die wandelnde Pufferzone, mit Automatismus gewählt, Satzungskonvent zum Ausgang der Gründungsphase Anfang der 80er, Senat, Kuratorium der Universität. Auch da hatte sein abgewogenes Wort Gewicht.

Jetzt scheidet dieser Mann aus, einer der letzten der Mohikaner im nichtwissenschaftlichen Dienst der Wuppertaler Hochschule. Mountainbike fahren will er, sich fithalten, Musik hören mit Vorliebe für Klassik und da für Schubert, Bücher lesen mit besonderer Neigung zu Heinrich Böll, und wandern. Der gebürtige Eifeler mit der sprichwörtlichen Gelassenheit des erfahrenen Gewerkschafters und Personalratsvorsitzenden bleibt sich auch bei seinem Abgang treu: Unspektakulär, fast ein wenig zu bescheiden. Die Kolleginnen und Kollegen wissen: Da geht einer von uns. Seine Frau Ulrike, mit der er seit 35 Jahren verheirat ist, wird allerdings immer wieder Personalratsthemen mit nachhause bringen - sie ist nämlich seit fast 30 Jahren im Geschäftszimmer des Gesamtpersonalrats der Stadtverwaltung Wuppertal tätig. Beiden sei eine gute Zeit gewünscht.

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