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Ronge: Hochschul-Ranking des SPIEGEL unseriös

Als das methodisch schlechteste Hochschul-Ranking auf dem Markt und als unseriös hat Rektor Prof. Dr. Volker Ronge die neueste Hochschul-Rangliste des SPIEGEL bezeichnet.

 

Als das methodisch schlechteste Hochschul-Ranking auf dem Markt und als unseriös hat Rektor Prof. Dr. Volker Ronge die neueste Hochschul-Rangliste des SPIEGEL bezeichnet. Nur wer sich von großen Zahlen blenden lasse, falle darauf herein, schreibt der Soziologe und Politikwissenschaftler in seiner Stellungnahme, mit der er sich in erster Linie an die regionale Öffentlichkeit und an die Angehörigen der Bergischen Universität selbst wendet.

Hier die Stellungnahme im Wortlaut:

Wenn der SPIEGEL ein Ranking der Hochschulen verkündet, dann hat das einen Aufmerksamkeitswert, den man nicht einfach ignorieren kann – selbst dann nicht, wenn dieses Terrain inzwischen einigermaßen besetzt zu sein scheint: durch ein Ranking des FOCUS erst wenige Wochen zuvor und vor allem durch das seit einigen Jahren regelmäßig erstellte Ranking des CHE (Centrum für Hochschulentwicklung bei der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh), das bis vor kurzem zusammen mit dem STERN publiziert wurde und in Zukunft in neuer Kooperation mit der ZEIT erscheinen soll. Der SPIEGEL hat sich jetzt gegenüber der Ranking-Konkurrenz mit einer methodischen Innovation abheben wollen, die er selbst als revolutionär ansieht und dementsprechend – in einer "Titelstory" – stolz verkündet (Nr. 48 v. 22.11.2004).

Was ist dran an diesem Ranking – im Licht der Konkurrenzprodukte? Worin besteht die Innovation?

Einen vom SPIEGEL ins Internet gestellten Fragebogen, der ihre persönlichen Fähigkeiten und Leistungen abfragte, beantworteten "online" mehrere Zehntausend Studenten. 80 000 Antworten sollen eingegangen sein. Die Respondenten erhielten im Gegenzug ein "persönliches Profil", mit dessen Hilfe sie sich mit anderen Kommilitonen(kohorten) vergleichen konnten. So weit, so gut – einmal abgesehen davon, dass die Projektkooperation mit AOL und McKinsey dabei einen leicht faden Geschmack erzeugt.

Die so gewonnenen Daten ließen sich natürlich auch noch jenseits der individuellen Diagnosen verwenden: eben als Massendaten, aus denen sich auf die bundesdeutsche Studentenschaft insgesamt und daraus gebildete Segmente schließen lässt. Beispielsweise kann man sich auf diese Weise durch Kumulation von Individualdaten ein Bild von den Studenten in einzelnen Studiengängen an einzelnen Hochschulen machen: im Durchschnitt und in der Streuung bestimmter Merkmale. Und in einer weiteren Datennutzung lassen sich auch die Studentenpopulationen einzelner Studiengänge im Hochschulvergleich analysieren.

Alles das hat der "StudentenSPIEGEL" gemacht, auf der Basis von 50 000 der Online-Antworten. Dagegen lässt sich auch nicht viel einwenden – abgesehen davon, vielleicht, dass auch die großen Response-Zahlen die Frage der Repräsentativität mitnichten beantworten, erst recht bei einer Online-Befragung; und abgesehen davon, zweitens, dass die Übersetzung der Fragebogen-Antworten ("Items") in Punktwerte – zum Zwecke ihrer Kumulation zu Persönlichkeitsprofilen erforderlich – grundsätzlich methodisch angreifbar, weil willkürlich, ist. Die dabei vorgenommene fach-unterschiedliche Gewichtung der Punktwerte bildet dann noch eine weitere Dubiosität.

Hätte der SPIEGEL es dabei bewenden lassen, die deutsche Studentenschaft in dieser Weise verallgemeinert zu beschreiben, dann wäre eben ein "Studentenspiegel" herausgekommen: Was für eine Studentenpopulation studiert in welchen Fächern an welchen Hochschulen? Die Repräsentativität wäre zwar fragwürdig, aber große Fallzahlen blenden die Menschen nun einmal. Mit dem "Studentenspiegel" wollte man sich aber offensichtlich nicht begnügen. Die politpopuläre Diskussion über Eliten und Elitehochschulen aufnehmend und adressierend unternimmt der SPIEGEL mit diesen Daten einen Sprung von den Studenten auf die Hochschulen (und die Fachbereiche), an denen die per Umfrage erfassten Studenten studieren. Und damit, mit dem Schluss von Personen(massen)daten auf Institutionen, wird die Sache problematisch, ja unseriös. Im SPIEGEL-Editorial heißt es dazu lapidar und dunkel, die Untersuchung gebe "aufschlussreiche Hinweise auf die Qualität der Hochschulen". Das grenzt an Unverschämtheit – anders kann man diesen bewussten Methodenlapsus nicht bewerten.

Aus dem durchschnittlichen Gesamtprofilwert der Studenten (im Hauptstudium) in einem bestimmten Studienfach an einer bestimmten Hochschule – ermittelt in der geschilderten Weise – schließt die SPIEGEL-Untersuchung auf einen "Rangplatz des betreffenden Faches" im Hochschul-Quervergleich. Daraus resultiert eine erkennbar strategische Verunklarung: Aus Massenprofilen der Studenten wird auf die Hochschulen und Studiengänge, also die Institutionen, geschlossen, wo sie eingeschrieben sind, und so resultiert für diejenigen, die diesen Methodentrick nicht durchschauen (und das sind die meisten), ein qualitatives Hochschul(fächer)-Ranking.

Die unterstellte oder behauptete Koinzidenz von guten/schlechten Studenten mit guten/schlechten Fachbereichen/Hochschulen ist vollkommen unbegründet. Man kann sie sich vielleicht wünschen, aber das war’s dann auch. Warum die irgendwie besten (und ebenso die schlechten) Studenten an den Hochschulen studieren, an denen sie studieren – das ist völlig offen. Man weiß allerdings, dass alle Hochschulen sich heute in überwiegendem Maße aus ihrer Einzugsregion rekrutieren. Vielleicht leben im Einzugsgebiet der Hochschule X überproportional viele beste - oder umgekehrt schlechte – Studenten …

Dass dann zu allem Überfluss auch noch die Fächerwerte zu Gesamt"scores" der Hochschulen addiert werden, macht den schlechten Kohl schon kaum noch schlechter. Im CHE-Ranking wurde lobenswerterweise auf diese unsinnige Kumulation immer verzichtet. Auch in diesem Analyseschritt wird übrigens wieder dubios mit Punkten operiert: die unterschiedlichen Plazierungen von Studenten bzw. Hochschulen in den einzelnen Studiengängen werden in schlichtester Weise gepunktet, um sie zusammenzuzählen. "Für einen Platz in der Spitzengruppe gab es drei Punkte, für das Mittelfeld zwei und für die Schlussgruppe einen Punkt." So die Darstellung im Methodenbericht. Es grüßt die Schlichtheit der Fußball-Bundesliga, bei der man bekanntlich vor einigen Jahren die Punktevergabe für Sieg, Niederlage und Unentschieden willkürlich verändern konnte.

Nicht alle Hochschulen kommen in den Genuss der Plazierung in der Ranking-Tabelle, sondern nur diejenigen, die in ihrem Studienprogramm von den einbezogenen 15 Studiengängen bzw. Fächern mindestens 8 anbieten. Die Bergische Universität gehört nicht dazu, da sie nur mit 6 Fächern vertreten ist. Sie hat Glück gehabt, könnte man sagen. Nur: Der Laie schließt - fälschlich - vom Fehlen einer Hochschule in der Tabelle, dass sie noch unterhalb der Letzten rangiert.

Fazit: Das SPIEGEL-Ranking ist nicht nur das methodisch schlechteste Ranking auf dem Markt. Nur wer sich von großen Zahlen blenden lässt, fällt darauf herein. Schlimmer ist seine bewusste Adressierung der unseligen Politdebatte über so genannte Elitehochschulen. Sie geschieht nämlich in methodisch betrügerischer Weise.

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